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Die Zukunft ist da – packen wir sie an!

In einer Diskussion vor einiger Zeit mit einem Professor, der sich mit Geldpolitik beschäftigt, ergab sich ein interessantes Gespräch. Mein Anliegen war es vor allem, ihn mit den seinen in der Veranstaltung präsentierten Modellen zu konfrontieren. In diesen wurde beabsichtigt, eine Maxmierung des Individualkonsums herbeizuführen. Eine überholte Vorstellung im Zeitalter der Ressourcenverschwendung und Klimakrise. Er stimmte mir zu, dass die ökonomische Lehre planetare Grenzen berücksichtigen müsse. Allerdings kamen wir dann auf ein anderes Thema zu sprechen. Er berichtete mir, er könne sich das alles gar nicht vorstellen, dass jetzt die ganzen Städte umgebaut werden sollen und Auto fahren in der Stadt nicht mehr beziehungsweise kaum mehr möglich sei.

Das ist tatsächlich gar nicht so verwunderlich. Schließlich basiert unser Handeln und unsere Erwartungen darauf, was wir in der Vergangenheit erlebt haben und wir daran glauben, dass etwas heute funktioniert, weil es das gestern schon getan hat. Wir orientieren uns also an der Vergangenheit (siehe dazu: https://www.spektrum.de/kolumne/philosophie-aehnelt-die-zukunft-der-vergangenheit/2177565?utm_source=pocket-newtab-de-de#Echobox=1694247245).

Demnach kann es durchaus schwer sein, sich vorzustellen, wie Dinge grundsätzlich anders gestaltet werden. Das hängt natürlich auch von Gewohnheiten ab. Gewohnheitseffekte können positiv wie negativ sein. Beispielsweise zeigen Arbeiten in den Neurowissenschaften, dass PatientInnen, die ein Locked-In-Syndrom erleiden, also fast vollständig gelähmt sind, dennoch eine hohe Lebensqualität aufweisen können, inofern es ihnen ermöglicht wird, mit ihrer Umgebung beispielsweise durch elektronische Hilfsmittel zu kommunizieren. Es ist also möglich, sich an eine erlittene Behinderung zu gewöhnen (siehe hierzu auch Kapitel 4 des Buches „Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst“ von Niels Birbaumer). Auf der anderen Seite können wir uns aber auch an Dinge gewöhnen, die auch unsere Umgebung negativ beeinflussen, zum Beispiel eine schlechte Luftqualität oder die verringerte Anzahl an Schmetterlingen. (siehe dazu: https://www.spektrum.de/magazin/gute-nacht-falter/2144115).

Schmettterlinge, wo seid ihr?
(https://www.planet-wissen.de/natur/insekten_und_spinnentiere/schmetterlinge/bild-schmetterling-admiral-100~_v-ARDFotogalerie.jpg)

Der Effekt der Gewohnheit ist insbesondere im Mobilitätsverhalten stark ausgeprägt, gilt also auch für das Auto fahren. In Deutschland hat die Verkehrsplanung der Nachkriesgzeit hier leider ihren traurigen Beitrag geleistet, wobei es darum ging, den motorisierten Individualverkehr zu fördern und eine Verbreiterung der Straßen für die „autogerechte Stadt“ zu realisieren. Doch wir können eine bessere Zukunft gestalten. Viele Beispiele, wie z.B. aus Barcelona, Kopenhagen oder Utrecht zeigen, dass sofern der politische Wille und Mut da ist, eine lebenswertere Stadt, die auch zukunftsfähig ist, geschaffen werden kann.

Bei der Umsetzung zeigt sich häufig, dass es vor der Änderung einen großen Widerstand gibt, der bei der Umsetzung des Umbaus beachtet werden muss und am besten versucht wird, auszuhalten. Mit dem Brechen alter Verkehrspolitik, wird am Ende mehr gewonnen: weniger Verkehrsräume, mehr Grünflächen und Freiräume und im Ergebnis eine höhere Aufenthaltsqualität.

(siehe dazu: https://www.spektrum.de/news/verkehrsplanung-superblocks-fuer-lebenswertere-staedte/2044237; https://utopia.de/ratgeber/fahrrad-statt-auto-dinge-die-wir-von-kopenhagen-lernen-konnen/?utm_source=Interessenten&utm_campaign=b1a3bfc4d9-Newsletter_DO_22KW21&utm_medium=email&utm_term=0_af58dac727-b1a3bfc4d9-268142816; https://taz.de/Der-Siegeszug-des-Fahrrads-in-Utrecht/!5869288/)