Eaternity macht es vor. Nachhaltigkeitsstandards sind das, was wir dringend brauchen, um als KonsumentInnen Orientierung zu bekommen in dem Dickicht der Auswahl im Supermarkt. Um eine ethisch und moralisch vertretbare Konsumentscheidung zu treffen, ist man gezwungen, sehr viel Zeit mit der Produktauswahl zu verbringen.
Nehmen wir ein Beispiel: Ich möchte gerne eine Paprika für meinen Salat kaufen. Da sehe ich die Bio-Paprika aus Almería, Spanien, in Plastikverpackung sowie eine konventionelle Paprika aus Belgien, unverpackt. Dann frage ich mich: Welche von beiden ist denn nun am wenigsten schädlich? Berücksichtigt werden müssen folgende Aspekte: Der Anbau, die Verpackung sowie die Lieferung. Beim Anbau scheint es zunächst klar. Die Bio-Paprika wird ohne Pestizide hergestellt, sprich, die Böden erleiden keinen Schaden beim Anbau. Allerdings stammt die Paprika, aus Almería, dem sogenannten „Plastikmeer“ Europas. Hier entstehen Unmengen von Plastikabfällen und MigrantInnen aus Nordafrika werden zu Dumpinglöhnen ausgebeutet. In Belgien wird die Paprika wegen der klimatischen Verhältnisse höchstwahrscheinlich auch in Gewächshäusern angebaut und zudem Pestizide beim Einsatz vewendet. Kann der Anbau in Belgien nun als umwelt- und sozialverträglicher angesehen werden? Klar ist das nicht.
Schauen wir uns die Verpackung an. Da ist die Sache eindeutig: Bei dem Kauf der Paprika aus Belgien entstehen keine Plastikabfälle.
Bei der Lieferung scheint die Sache auch eindeutig zu sein. Wahrscheinlich ist die Paprika aus Spanien aufgrund der Entfernung mit dem Flugzeug transportiert worden, die Paprika aus Belgien hingegen mit einem Lastwagen.
Insgesamt würde ich mich in dem Fall daher für die konventionell angebaute Paprika aus Belgien entscheiden. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob ich für jeden einzelnen Einkauf meiner Waren soviel Zeit aufbringen möchte, über die einzelnen Aspekte der Produktentstehung nachzudenken. Intuitiv würde man sich außerdem wahrscheinlich für ein Bio-Produkt entscheiden, da der Kauf auch zur Befriedigung des eigenen Gewissens beitragen kann (https://www.businessinsider.de/wissenschaft/studien-bio-einkaeufer-fieser-02-2017/).
Begriffe, wie „Klimaneutralität“ suggerieren hier ebenfalls, dass eine unbedenkliche Einkaufswahl getätigt wurde. Dieses Wort ist allerdings irreführend. Die Transparenz ist bei derart bezeichneten Produkten aber oftmals nicht gegeben, es handelt sich oftmals vielmehr um „Greenwashing“ (https://www.br.de/nachrichten/wissen/greenwashing-eu-will-werbung-mit-klimaneutral-einschraenken,TZtdwEz).
Durch die Einführung eines verpflichtenden Nachhaltigkeitsiegels könnten wir einerseits erreichen, dass uns Kaufentscheidungen hinsichtlich ethischer und moralischer Aspekte einfacher gemacht werden. Zudem würde dadurch wahrscheinlich ein zusätzlicher Druck für die Lebensmittelbranche entstehen, Lieferketten und Anbaubedigungen nachzuverfolgen, womit wir im Ergebnisse auch Lebensmittel haben, die ökologischer und sozial verträglicher produziert werden. Hier sollte also eine politische Initiative erfolgen!