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Was genau bedeutet eigentlich nachhaltige Entwicklung?

Oft benutzt, doch kaum korrekt verwendet. Der Begriff „nachhaltige Entwicklung“ wurde in Bezug auf die ökonomische Entwicklung erstmals im sogenannten Brundtland Report der Vereinten Nationen im Jahr 1987 definiert. In diesem wird auf S. 40 folgendes beschrieben (durch Deepl ins Deutsche übersetzt):

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne die Möglichkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Der Begriff beinhaltet zwei Schlüsselkonzepte:

  • das Konzept der „Bedürfnisse“, insbesondere der grundlegenden Bedürfnisse der Armen in der Welt, denen oberste Priorität eingeräumt werden sollte
    und
  • die Vorstellung von Grenzen, die der Stand der Technik und der sozialen Organisation anhand des Vermögens der Umwelt, gegenwärtige und künftige Bedürfnisse zu befriedigen.“

Der Begriff „Bedürfnisse“ steht also im Vordergrund. In dem Bericht selbst wird das Wort auch definiert. Hierbei geht es etwa um Grundbedürfnisse wie Wohnen, die Wasser- und Gesundheitsversorgung sowie die Abwasserentsorgung. Ebenso notwendig für ein würdevolles Leben und die Möglichkeit einer Selbstverwirklichung sind natürlich auch die ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kleidung und die Möglichkeit, einen Beruf auszuüben.

Insgesamt ist der Begriff nicht ganz scharf definiert beziehungsweise es gibt unterschiedliche Konzepte wie etwa den Befähigungsansatz, die allgemeinen menschlichen Bedürfnisse sowie die Bedürfnispyramide. Diese grenzen sich aber klar von der Vorstellung ab, etwa eine Maximierung des Nutzens durch Verbrauch (von Konsumgütern) zu erreichen.

Diese Vorstellung, die auch dem Prinzip des (endlosen) Wirtschaftswachstums zu Grunde liegt, ist nicht mit nachhaltiger Entwicklung vereinbar. Wir sind von den planetaren Grenzen und der Umwelt abhängig und sind daher in unserem wirtschaftlichen Handeln, also dem Konsum und der Produktion, Limitationen ausgesetzt. Überspitzt dargestellt wird dies in diesem amüsanten

Video von extra 3.

„Wachstum um des Wachstums willen ist die Ideologie der Krebszelle“ (Zitat von Edward Abbey)

Hierbei muss hinsichtlich der Entwicklungen differenziert werden zwischen den relativ reichen Ländern, die überwiegend verantwortlich sind für einen Großteil der globalen Emissionen sowie den relativ armen Ländern, die am härtesten die Folgewirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen (siehe dazu auch: https://taz.de/Wohlstand-fuer-die-ganze-Welt/!5919308/).

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen versuchen, dem Umstand der ökologischen Grenzen gerecht zu werden:

Die 17 Nachhaltigkeitsziele zugeordnet in die einzelnen Sphären. Die Wirtschaft ist eingebettet in die Gesellschaft. Beide sind Teil der Umwelt beziehungsweise der Natur (https://www.fairzinsung.com/wp-content/uploads/sites/3/2019/04/sdgs_Pyramide.jpg)

Diese Ziele umfassen unter anderem die Absicht, Armut in all ihren Formen und überall zu beenden, umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen, aber auch ein dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle zu fördern (siehe dazu auch: https://unric.org/de/17ziele/). Hierbei besteht ein Zielkonflikt zwischen der Absicht, einerseits universelles Wirtschaftswachstum anzustreben und andererseits Klimaschutz zu betreiben, der thematisiert werden muss (https://web.ecogood.org/de/menu-header/blog/die-sustainable-development-goals-und-das-gemeinwohl/).

In den letzten Jahrzehnten ist eine Debatte darüber enstanden, ob ein sogenanntes grünes Wachstum möglich sei. Gemeint ist damit die Entkopplung des Wachstums vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) Ressourcen- und Energieverbrauch. Konkret also mehr Waren und Dienstleistungen zu produzieren, ohne gleichzeitig die Umwelt weiter zu belasten (https://www.spektrum.de/news/gruenes-wachstum-passen-wirtschaftswachstum-und-umweltschutz-zusammen/2043169).

Eine jüngste Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Kohlenstoffdioxidverbrauch in reichen Ländern. Die Autoren zeigten auf, dass zwar eine absolute Entkopplung der CO²-Emissionen auch in Deutschland in den letzten Jahren passiert ist, diese aber bei Weitem nicht ausreichen, um das 1,5 Grad Ziel Erwärmung des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Denn Deutschland müsste die Emissionen um das 30-fache (!!!) in den nächsten 4-Jahren senken um das Ziel zu erreichen. Im Schnitt würde es laut Studie noch mehr als 220 Jahre dauern, bis die Emissionen um jene 95 Prozent reduziert werden, die im Pariser Klimaabkommen bis 2050 beschlossen sind. Auf dem Weg dahin würden die untersuchten Staaten 27-mal so viel emittieren, wie im Pariser Abkommen vereinbart (https://taz.de/Studie-ueber-Wachstum-und-Emissionen/!5957828/).

Ein grünes Wachstum in Deutschland ist also ein Wunschdenken und es sollte sich schleunigst davon verabschiedet werden, weiter dieser Illusion zu unterliegen.